Verschiedene Decks kombinieren?

Gute Kartenleger haben die Fähigkeit aus nahezu jedem Deck wertvolle Aussagen und Informationen zu erspüren. Trotzdem hat jeder sein bevorzugtes Deck und weiss ganz intuitiv, welche Legesysteme mit ihr/ihm in Resonanz gehen und welche eher nicht.

Einige geübte Kartendeuter verwenden mehrere Decks, um die Antworten und die Deutung zu vertiefen und mehr Details zum Vorschein zu bringen. Werfen wir einmal einen genaueren Blick auf die Möglichkeiten der Kombination und was es dabei zu beachten gilt.

Kombination verschiedener Decks ohne Zusammenführung

Die erste Technik, über die ein Leger irgendwann stolpern mag, ist die Nutzung mehrere Decks nebeneinander. Z.B. wird zunächst ein keltisches Kreuz mit den Tarotkarten gelegt, danach eine kleine Strasse oder eine Landepiste mit den Lenormandkarten. Innerhalb der jeweiligen Legesysteme wird jedoch nur mit einem zusammenhängenden Deck gearbeitet, die Karten werden dabei nicht ineinander gemischt.

Man legt also einfach mehrere Legungen hintereinander, jeweils als einzelne Kartenlegung. Nur die Übereinstimmenden Aussagen werden dabei mitgedeutet und betrachtet.

Der Vorteil bei der Trennung der Decks besteht darin, dass die Karten eines Decks miteinander verschränkt sind. Die Aspekte und Bedeutungen der jeweiligen Karten sind innerhalb eines Decks aufeinander abgestimmt. Die Kombinationen der Karten sind dem Kartenleger bekannt und folgen einem allgemeinen Muster. So steht z.B. die Sonne im Tarot neben Drei der Schwerter für eine kurze Phase des Liebeskummers, die sich aber mit positiven Ausgang und kurzer Dauer auflöst. Generell hat die Sonne im Tarot jedoch eine etwas andere Deutung als die Sonne im Lenormand. Beim Tarot drückt die Sonne natürlich auch Glück und Hoffnung aus, es steht aber auch ein erweitertes Bewusstsein, neue Impulse und ein Neubeginn im Vordergrund. Beim Lenormand geht es primär um Glück und eher rationale Erkenntnisprozesse. Beim Mond im Tarot ist es ähnlich, hier ist z.B. auch eine kleine Warnung versteckt, dass man die illusionäre Qualität des Mondes nicht übersehen sollte (verstecktes Krebstier im Wasser). Auch die Sehnsucht und verborgene Wünsche sind in dem Mond der grossen Arkana viel deutlicher repräsentiert.

Beim Trennen der Karten ist man also erstmal auf der sicheren Seite, insbesondere wenn man die Kartenbedeutung noch nicht in ihrer ganzen Tiefe durchdrungen hat.

Zusammengeführte Karten innerhalb der selben Legesysteme (fortgeschrittene Technik)

Kommen wir nun zu einer selteneren und fortgeschrittenen Technik des Kartenlegens, dem Mischen unterschiedlicher Decks. Je besser der Kartenleger die unterschiedlichen Decks kennt und durchdrungen hat, desto aussagekräftiger die Legung. Natürlich ist es von Vorteil, wenn die Decks zufälligerweise auch die selbe Größe haben. Lenormandkarten und Seherkarten lassen sich besonders gut kombinieren, da sie ähnliche Archetypen repräsentieren, jedoch mit jeweils kleinen Unterschieden. Tarotkarten und die kleineren Lenormandkarten werden seltener miteinander zusammengemischt.

Tatsächlich darf der Kartenleger entscheiden, mehrere Decks miteinander zu verheiraten. Die Energie der unterschiedlichen Karten wird sich zeitweilig miteinander verschränken und können so gedeutet werden. Natürlich ist die Position der Karten und die Bestimmung der Häuser wesentlich komplexer. Auch die Kombinationen verschiedener Karten erfordern mehr Einfühlungsvermögen und eine klare Auffassungsgabe vom Kartenleger da es ja keine offiziellen Deutungen dafür gibt.

Die Vorteile dieser Methode liegen jedoch auf der Hand: mehr Personenkarten, mehr Details und tiefergehende Aussagen als bei der Arbeit mit einem solitären Kartendeck. Das Mixen mehrere verwandter Kartendecks erlaubt den Zugang zu einer neuen Perspektive und kann eine neue Bedeutungsebene ans Tageslicht bringen. Falls der Kartenleger mit den Bedeutungen der Decks jedoch noch nicht so gut vertraut ist, kann die Deutung und das Erfühlen der dahinterliegenden Wege und Möglichkeiten verwirrend sein. Der Kartenleger blickt dann in eine Art Buch in einer fremden Sprache und erkennt die Deutungen daraus nicht. In diesem Fall wird er die Kartendecks wieder auseinandersortieren, innerhalb der zusammengehörigen Decks neu mischen und eine neue separate Legungen beginnen. Diese Technik erfordert tatsächlich viel Übung und Disziplin.

Fazit zum Kombinieren von Decks

Während das Kombinieren von verschiedenen Legesystemen mit gleichen Decks eine relativ unproblematische Technik ist, kommt es beim Mix von Decks auf viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen an. Je besser der Kartenleger beide Decks kennt, desto leichter wird es ihm fallen, eine Verschränkung gemischter Decks herbeizuführen. Mit fortschreitender Übung und einer hervorragenden Kenntnis beider Decks wird sich ihm eine neue Bedeutungsebene erschliessen. Die Technik ist also möglich (und ausdrücklich erlaubt!), wird aber viel seltener und nur von fortgeschrittenen Kartenlegern praktisch eingesetzt.

Für die Kernaussage einer Legung ist in den meisten Fällen ein einzelnes Wahrsagedeck aber völlig ausreichend.