Spiritualität und Erfolg

Mit Spiritualität verbinden viele Menschen eher selten Erfolg, materielle Fülle oder finanzielle Unabhängigkeit. Mit Spiritualität wird viel häufiger materielle Entsagung, Loslösung vom Materialismus, Askese und Enthaltsamkeit verknüpft. Dabei ist ein mit dem göttlichen Bewusstsein in Harmonie schwingender Geist untrennbar mit persönlichem Lebensglück und Fülle verknüpft. Ohne bewusste Schöpferkraft gibt es keine Schöpfung, ohne materielle Fülle können wir unsere Energie nur sehr begrenzt fliessen lassen. Erlauben wir uns hier einmal einen etwas anderen Blickwinkel auf das Thema Spiritualität und Erfolg.

Beginnen wir einmal das Thema durch eine etwas zynische Brille zu betrachten. Der Grund, warum Spiritualität und Erfolg selten in einem Atemzug genannt werden, liegt häufig im Dogmatismus religiöser Strömungen begründet, die eine Abkehr von grobstofflichen und materiellen Werten verlangen. Nur die Abwendung von der Materie und eine Hinwendung zum Geistigen wird als Schlüssel für die Anbindung zum Göttlichen und zur Erleuchtung gepredigt. Heilige Saduhs in Indien geben all ihren Besitz ab und beginnen ihren spirituellen Weg nur noch mit ihrem Gewand am Leib, um Almosen bittend, die Haut mit Asche bedeckt. Bestimmte Traditionen verlangen von ihren Mönchen und Priestern Armutsgelübde und den Verzicht auf Ehe und Familie. Die ganze Energie soll nur noch in sogenannte spirituelle Aktivitäten fliessen. Paradoxerweise verlangen Tempel, Kirchen und Klöster hohe materielle Spenden und Gaben obwohl der Schöpfer, den sie repräsentieren, das gesamte Universum inklusive sämtlicher Reichtümer darin geschaffen hat. Tausende Tonnen von Gold, Silber, Kunst und kostbare Wertgegenstände werden seit Jahrtausenden von Tempelpriestern von armen Gläubigen eingefordert und in riesigen Schatzkammern angehäuft. Es stellt sich die Frage, wozu brauchen die Götter eigentlich soviel Gold und warum holen sie es sich gerade bevorzugt von den Armen der Ärmsten?

Auch alternative NewAge-Strömungen verurteilen Materialismus und hängen oft ziemlich sozialistisch ausgerichteten Gesellschaftsformen an. Insgesamt beisst sich das Thema etwas, weil in so vielen Lehrarten Materialismus so stark verteufelt wird, zumindest was das Leben ihrer Anhänger angeht. Die Lebenszeit soll nicht mit Arbeit verwendet werden sondern lieber mit stundenlanger Meditation, Mantras und spiritueller Praxis.

Sicherlich ist diese Darstellung etwas übertrieben und zynisch, soll aber den Widerspruch zwischen gelebter Praxis und spirituellen Zielen verdeutlichen. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, echte Spiritualität ist vermutlich das genaue Gegenteil von Religion, die ihre Mitglieder häufig durch eine Priesterkaste von der göttlichen Quelle abschneidet und strenge Vorgaben macht, wie der Einzelne seinen Glauben und Weg zu Gott praktisch umzusetzen hat – und das steht häufig auch mit materiellen Spenden an den Orden, die Kirche oder dem Tempel in Beziehung. Sind keine materiellen Mittel verfügbar ist die Zeit des Gläubigen das Opfer, das eingefordert wird. Schliesslich wartet die Belohnung für die ganzen Mühen des Lebens im Paradies nach dem Tod, wie auch immer dieses ausgestaltet sein mag.

Wie kann Spiritualität und Erfolg doch noch zufriedenstellend miteinander in Harmonie gebracht werden? Zunächst geht es bei wahrer Spiritualität um den persönlichen Zugang zur göttlichen Quelle. Es gibt hier nur Hinweise, Angebote und spirituelle Praktiken mit denen jeder Einzelne seine eigene spirituelle Reise antreten muss. Man zeigt nur den Weg und die Richtung, die Reise muss vom Einzelnen alleine angetreten werden. Es wird z.B. darauf hingewiesen, dass Spiritualität auf keinen Fall eine Flucht vor dem eigenen Versagen in der grobstofflichen Welt sein sollte. Aus irgendeinem Grund leben wir jetzt in einer materiellen Inkarnation und unsere Entscheidungen in diesem Leben haben vermutlich Auswirkungen auf die nächste Inkarnation, mindestens jedoch in dieser. Die Lebenszeit ist kostbar und will ausgekostet werden. Wenn wir unsere gesamte Lebensenergie zu Ehren einer Gottheit investieren, ohne selbst Verantwortung und einen kleinen eigenen Anteil am Schöpfungsprozess haben zu wollen, dann müssen wir diese Investition schon für sich selbst als ungleich wertvoll und lohnenswert erachten.

Es ist wahr, dass innerer Frieden, geistiger Reichtum und Erleuchtung nicht nur in der materiellen Welt gefunden werden kann. Wenn wir aber das materielle Hamsterrad gegen eine blinde Versklavung in eine spirituelle Lehrart eintauschen ist möglicherweise nicht sehr viel gewonnen.

Wenn wir uns verschiedene spirituelle Lehrarten einmal genauer betrachten, so finden wir sehr viele Hinweise und Sichtweisen, die sehr wohl auch in materiellen Erfolg münden können. Zunächst einmal ist Erfolg nicht unbedingt in Geld messbar. Erfolg meint ganz einfach, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen, zu unserem eigenen Wohl und zum Wohl unserer Lieben. Wenn wir immer nur fanatisch materiellen Zielen hinterherrennen und nicht auch gelernt haben, ein inneres Gleichgewicht, Dankbarkeit und Zufriedenheit zu erreichen, dann gleichen wir nur einem Suchtkranken nach seinem nächsten Kick. Niemals wird man genug Reichtümer und Gegenstände angehäuft haben, dass sich eine Sättigung einstellt.

Spiritualität setzt die Akzeptanz voraus, dass es hinter der materiellen Welt noch eine höhere Ordnung gibt – wie sie auch immer genau beschaffen sein mag. Wenn wir eine Seite der Realität komplett ignorieren, z.B. weil wir sie mit unseren Sinnen nicht einfach wahrnehmen können, so werden wir immer nur bis zu den Grenzen unserer Vorstellungskraft denken und handeln können.

Spirituelle Praxis ist häufig auch deckungsgleich mit Coaching-Inhalten für materiellen Erfolg: Meditation kostet zwar etwas Zeit, jedoch ist die Fähigkeit, unsere Gedanken zu fokussieren und Unwichtiges auszublenden, unglaublich hilfreich dabei, um konzentriert und wach wichtige Projekte umsetzen zu können. Der Gedanke daran, Teil des Schöpfungsprozesses zu sein und den göttlichen Funken in uns zu entfachen ist sehr unterstützend bei kreativen Prozessen, die sich durchaus auch in finanzieller Anerkennung auswirken. Werte wie Disziplin, Ordnung und allgemeine Struktur im Leben sind absolut notwendig für finanziellen Erfolg.

Worauf sich unsere Aufmerksamkeit richtet, wird auch in unserem Leben eine größere Rolle spielen und wachsen. Die Kunst des Lebens besteht darin, zwischen spiritueller und materieller Schöpfungskraft ein Gleichgewicht zu finden, ohne zu stark zu einer Seite zu kippen. Einige Menschen haben diese Weisheit intuitiv bereits in sich aufgenommen, selbst ohne den Glauben an höhere Kräfte und Dimensionen. Die kosmischen Gesetze wollen angewendet werden, damit die Welt ein bisschen schöner, besser und reicher wird, aber sie bestehen nicht auf bedingungslose Unterwerfung und Anwendung – nicht einmal darauf, dass man an sie glaubt.

Wichtiger, als im Leben 120% seiner Energie auf eine Sache zu konzentrieren ist es, dass diese Energie auch in die richtige Richtung fliest. Wie finden wir die Richtung? Vermutlich nur wenn unsere geistige Ausrichtung und unser Bewusstsein im Einklang mit dem kosmischen Bewusstsein ist. Aber sind wir mit dem kosmischen Bewusstsein harmonisch ausgerichtet, wenn wir 20 Stunden am Tag pausenlos dessen Heiligkeit anpreisen und besingen? Oder möchte das kosmische Bewusstsein nicht vielleicht lieber sehen, dass wir mit Freude und einem erfüllten Leben am Schöpfungsprozess aktiv teilhaben und dabei auch erfolgreich sind? Dazu gehört auch, die Früchte unseres Erfolgs zu ernten und machmal zu geniessen!

Vielleicht findest du sogar erst durch die Beschäftigung mit spirituellen Themen heraus, womit du auch in materieller Hinsicht erfolgreich bist – mit Freude, Talent und tiefer Erfüllung dabei. Vielleicht im Bereich Coaching, Lebensberatung, Kunst oder als Autor?

Sicherlich ist dieser Blickwinkel auf Spiritualität und Erfolg ziemlich speziell und auch bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss. Dennoch sollten wir uns mit der Möglichkeit anfreunden, dass auch der materielle Erfolg durchaus ein untrennbarer Teil einer spirituellen Praxis und Bewusstseins sein könnte. Ob das so ist muss jeder für sich selbst entscheiden.

Viel Erfolg dabei!