Die Kraft hinter Symbolen

Symbole sind ein unverzichtbares Werkzeug in Spiritualität, Religion und Mystik. Welches Geheimnis steckt hinter den verschiedenen Symbolen und was bedeutet das für mich selbst?

Über Symbole und Symbolismus können ganze Bibliotheken gefüllt werden, deshalb konzentrieren wir uns hier auf einige elementare Grundprinzipien. Fast alles kann als Symbol verwendet werden: Tiere (auch Menschen), Pflanzen (häufig als Mariensymbol), Handzeichen, Schriftzeichen, Berge und Flüsse. Ein Stuhl kann ein Symbol für Besitz, Sesshaftigkeit oder Herrschaftswürde (Thron) sein. Ein einfacher Tisch symbolisiert Familienbande, Brüderlichkeit oder Diplomatie (z.B. der „Runde Tisch“). Auch hier finden wir Archetypen mit hoher Wirkkraft. Alleine die umfangreiche und mystische Bauhütten-Symbolik (Zirkel, Hammer, Winkelmass, Massstab, Maurerkelle, unbehauener Stein…) der Freimaurerei füllt ganze Bände.

Um Symbole und ihre Kraft zu verstehen müssen wir kurz ein paar Definitionen abstecken. Der Begriff Symbol hat seine Wurzel im griechischen Wort Sýmbolon, das wiederum von symballein / „Zusammenwerfen“ abgeleitet ist. Symbole waren Erkennungszeichen zwischen zwei Vertragspartnern, Freunden oder Geschäftspartnern, die ihre Verbindung dadurch zum Ausdruck brachten und festhielten. Oft wurde ein Gegenstand (z.B. eine Tonscherbe, Holzstück oder Tierknochen) in zwei Teile gebrochen. Traf man sich später wieder, konnte durch Zusammenfügen des Bruchstücks bewiesen werden, dass man wirklich derjenige ist, mit dem der Geschäftspartner früher zusammengetroffen war. Das Bruchstück konnte so auch an weitere Vertragspartner weitergegeben oder von den Erben benutzt werden.

Ein Symbol repräsentiert also die Verbindung zwischen zwei zusammengehörigen Aspekten. Bei einem Zeichen dagegen, wird lediglich auf einen bestimmten Aspekt hingedeutet. Ein Briefumschlag-Zeichen ✉ weist auf die Möglichkeit hin, mit jemanden per E-Mail in Kontakt zu treten. Die E-Mail selbst ist dabei jedoch noch nicht vorhanden und muss vom Leser des Zeichens erst noch geschrieben werden.

In der Alchemie, okkulten Gruppen und Magiern gehen Symbole viel viel weiter. Sie erkennen in den Symbolen eine besondere Kraft die weit über die Bedeutung eines Zeichens hinausgeht. Das Symbol ist für sie wie das Stück einer zerbrochenen Tonscherbe – dazu gehört eine dazugehörige weitere Tonscherbe die irgendwo existiert. Sobald das Symbol für etwas vorhanden und repräsentiert ist, ist auch die dahinter liegende Kraft, ein elementares Prinzip oder Archetyp, anwesend. Das gilt insbesondere aber göttliche Kräfte und Wesenheiten (z.B. in der Magie). Ein Symbol hat also eine verborgende Wirkkraft, die dem Betrachter jedoch nicht zwangsläufig sofort bewusst ist.

Wie eine Telefonnummer oder Internet-Adresse stellt man mit dem Symbol eine Verbindung zu unsichtbaren Prinzipien verschiedener Qualität her. Diese Qualitäten sind äußerst unterschiedlich in ihrer Wirkung und Kraft, manchmal wirken sie auch in erster Linie im Betrachter selbst, manchmal eher als äußere Kraft. Das gilt auch dann noch, wenn die ursprünglichen Gestalter eines Symbols längst verstorben und die geheime Bedeutung mit ins Grab genommen haben.

Ähnliche Symbole – unterschiedliche Wirkkraft

Betrachten wir das Kreuz als Beispiel. Dieses Symbol verwenden verschiedenen Kulturen lange vor Erscheinen des Christentums. Betrachtet man die beiden Balken als gegensätzliche oder unterschiedliche Prinzipien, kommt hier ein Zusammentreffen dieser zum Ausdruck. Dabei geht es z.B. um Himmel und Erde, männlich und weiblich, Tag und Nacht, meistens jedoch die Verbindung der geistigen Welt mit der materiellen. Beim Keltischen Kreuz stehen die vier Himmelsrichtungen und der Zyklus der Zeit symbolisch im Vordergrund. Häufig war das Kreuz auch ein Rad (ohne Kreis), das den zyklischen Kreislauf der Sonne sowie die Sonne selbst symbolisierte (z.B. in Babylon). Während im Westen das Kreuz auch die Qualität der Zahl 4 in sich trägt, kennt man in Asien die 5-Elemente-Lehre und ordnet neben den vier Balken auch den Kreuzungspunkt einem Element zu. Das ägyptische Henkelkreuz (Ankh) symbolisiert wiederum ewiges Leben und (in der Schleife), auch das Weiterleben nach dem physischen Tod. Die christliche Kreuz-Symbolik bezieht sich auf das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist. Es kennt jedoch unzählige Varianten: Griechisches und Lateinisches Kreuz, Petruskreuz, Gabelkreuz, Wiederkreuz, Krückenkreuz oder dasJerusalemer Kreuz. Die christlichen Strömungen kennen hunderte von verschiedenen Kreuz-Variationen. Hier symbolisiert das Kreuz die symbolische Wirkkraft göttlicher Kräfte sowie den Glauben des gläubigen Christen. Wenn gerade kein Gegenstand oder eine Skizze des Kreuzes verfügbar ist, wird das Kreuz symbolisch mit einer Geste angedeutet, z.B. als Ritual für Schutz und göttliche Führung (Bekreuzigung).

Archetypen von Symbolen

Ein Symbol muss nicht immer gleich eine göttliche Kraft repräsentieren. Ein Kreis steht z.B. allgemein für Zyklen, Vollkommenheit und Ewigkeit, die Harmonie die Kräfte. Setzt man einen Punkt in den Kreis haben wir wiederum ein häufiges Sonnensymbol, z.B. in der Astrologie. Setzt man hingegen einen Kreis in ein Quadrat, wird von Kabbalisten der göttliche Funke symbolisch repräsentiert. Dreht man in den Kreis eine Schleife, ergibt das die Lemniskate, ein Symbol für Unendlichkeit und Ewigkeit.

Ein Dreieck mit der Spitze nach oben steht in der Alchemie für das Element Feuer (männliches Prinzip), während die Spitze nach unten für Wasser (weibliches Prinzip) steht. Verbindet man beide Dreiecke und legt sie übereinander, entsteht ein Hexagramm (Davidstern, Siegel Solomos). Es ist ein häufig verwendetes Symbol in der Magie, da es die aktiven und passiven Kräfte des Universums miteinander verbindet.

Die Vereinigung von gegensätzliche Kräften ist ein häufig anzutreffendes Element in der Symbolik: Ordnung und Chaos, Gut und Böse, aktive und passive Kräfte, Licht und Dunkelheit, Ewigkeit und Augenblick. Durch die symbolische Anwesenheit dieser archetypischen Prinzipien sind auch die Urprinzipien anwesend und können (z.B. durch den Magier oder Eingeweihten) kontrolliert werden. Dieses Prinzip erkennen wir im Kreuz, dem Yin-und-Yang Symbol oder auch im Hexagramm.

Vielfalt und Kraft symbolischer Ausdrucksformen

Wo auch immer uns Symbole begegnen, je nach Intention und Aufladung, repräsentieren sie aufbauende oder zerstörerische Prinzipien, Glaubenssätze und Weltbilder, Weisheiten und Torheiten, Unterwerfung oder Hingabe. Die Symbole, selbst wenn sie nur in einem Unternehmenlogo oder einem Markenzeichen eingebaut sind, haben eine Wirkkraft. Das Pentagramm, der 5-zackige Stern, ist ein Symbol für die 4 Elemente und das geistige Prinzip (Äther) – ein magisches Symbol für Schutz, Bannung sowie Magie und Hexerei im Allgemeinen. Gleichzeitig finden wir diesen Stern auf dem Grossteil der Länderflaggen und Hoheitszeichen sowie als Bestandteil unzähliger Firmen- und Marken (z.B. Starbucks, Texaco oder BNP Paribas). Die Verwendung magische belegter Symbole ist ein bewusster Akt und kein reiner Zufall. Auch die gesamte Popkultur greift sehr häufig auf magische, okkulte und spirituelle Symbole zurück.

Was bedeutet das alles für mich?

Wie bereits erwähnt kann hier auf die Vielzahl der Symbole und ihrer Wirkung nicht im Detail und umfassend eingegangen werden. Dies füllt ganze Fachbücher und Bibliotheken. Symbole sind Schlüssel für dahinterliegende Kräfte und Energien die bewusst (selten unbewusst) eingesetzt werden, um eben diese Energien wirken zu lassen. Wer ein Symbol platziert verbindet damit eine zielgerichtete Absicht dieser Energie Raum zu geben. Die Arbeit mit Symbolen, Sigillen, Runen oder sogar bestimmten Gesten sollte nicht leichtfertig und naiv erfolgen. Symbole haben eine Wirkung auf uns, selbst wenn wir dieser nicht bewusst sind. Durch die Bewusstwerdung der möglichen Kraft eines Symbols kann ich die Wirkung auf mich mitbestimmen! Identifiziere ich mich damit oder lehne ich seine energetische Qualität für mich ab und entscheide mich bewusst dafür, mit ihm keinerlei Verbindung und Resonanz einzugehen? Diese Entscheidung kann wesentlich dazu beitragen, ob ein Symbol einen (vielleicht manipulativen) Einfluss auf mich ausübt oder seine Kraft an mir ohne Effekt abprallt. Umgekehrt kann ich mir eine gewünschte Qualität durch das Symbol gezielt bewusst machen und seine Wirkkraft so in mir verstärken. Dabei sollte ich jedoch im Sinn behalten, dass selbst harmlose Symbole oft eine polare Qualität haben, die ich dann ebenfalls in mir repräsentiere und möglicherweise unbewusst wecke.

Egal ob du dich mit einem Symbol identifizierst oder nicht, unterschätze nicht die Wirkkraft darin und das sich hinter einem Symbol immer auch eine verborgene Kraft verbirgt, die ebenfalls geweckt wird. Das darfst du dir durchaus rein psychologisch erklären (z.B. durch Identifikation), vielleicht lässt du in dir aber auch die Vorstellung zu, dass es zahllose Dinge im Universum gibt, die da sind, obwohl man sie selbst nicht sieht.